Ersetzen der Duodezim-Hülse
Wichtiger Bestandteil der Resonanzoptimierung in einem Holzblasinstrument ist die Wirbel-Beseitigung oder –Verringerung in der Hauptbohrung. Die klassische
Duodezimhülse steht im deutschen System etwa 2,5 bis 3,0 mm in die Hauptbohrung hinein, beim Boehmsystem können es bis zu 7 mm werden, sodass der Durchziehwischer unter Garantie hängen bleibt. Wie der Wischer reagiert auch die schwingende Luftsäule. Für diese ist der Hülsenüberstand ein Strömungs- und ein Schwingungs-Hindernis, welches sich vor allem auf jene Töne dämpfend und störend auswirkt, die im Bereich der Dd-Tonlochbohrung ihren Schwingungsbauch haben. Das sind ausgerechnet die Töne, welche ohnehin beim Überblasen eher tief intonieren. Durch die Dd-Hülse wird das Absinken dieser Töne verstärkt, was die in Intonationskurven sichtbar werdende, sogenannte ‚Badewanne’ verstärkt (siehe Pfeil).
Mit anderen Worten: Wird die Dd-Hülse aus der Hauptbohrung entfernt und stattdessen eine Dd-Schräglochbohrung eingebracht, werden jene kritischen Töne ( d2 bis f2 mit Schwerpunkt auf e2) nicht nur klarer und freier in der Ansprache, sondern auch geringfügig höher, was die oben erwähnte 'Badewanne' etwas abflacht. Außerdem wirkt die Klarinette insgesamt ausgeglichener, was darauf zurückzuführen ist, dass (neben der klareren Ansprache) die 'kurzen' und 'langen' Töne klanglich einander näher rücken. Die Intonationskurve einer modernen Klarinette (Bild oben) zeigt die typische ‚Badewanne‘ zahlreicher deutscher Klarinetten. Die zweite IK zeigt eine NDK, welche keine Dd-Hülse mehr aufzuweisen hat (zum Vergrößern auf die Bilder Klicken).
Die nebenstehenden Bilder zeigen den Zustand nach dem Umbau mit Grenadill-Stirnholzeinsatz und die alte und neue, längere Dd-Klappe. Der Bohrungsverlauf ist in der Schnittzeichnung zu sehen.
Weitere Vorteile des Entfernens der Dd-Hülse sind die deutlich verringerte Kondenswasserbildung in der Dd-Tonlochbohrung. Zum einen hat das Grenadill eine deutlich geringere Wärmeleitfähigkeit als das Neusilber der Dd-Hülse, sodass die Abscheidung von Kondenswasser-Tröpfchen erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt, wenn überhaupt. Außerdem würde das Kondenswasser, wenn es denn doch entsteht, in der nach unten gerichteten Schräglochbohrung sofort in die Hauptbohrung abfließen. Da der aus der Schräglochbohrung austretende Luftstrahl (infolge des Druckunterschieds) bei den sogenannten ‚langen‘ Tönen der Klarinette (vor allem c2 und h1) schräg auf die Polsterunterseite auftrifft, sind theoretisch auch kleinere Aufgänge der Dd-Klappe denkbar.